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Die goldene Stunde im Februar: Kolumne Februar 2025

In den letzten Tagen wurde aus Washington bekannt, dass die amerikanischen Goldreserven nach 1953 und 1974 erneut auf Vollständigkeit überprüft werden sollen. Außerdem steht eine Neubewertung des Goldes zu aktuellen Marktpreisen im Raum. Lassen Sie uns gemeinsam Szenarien durchdenken, was diese Neubewertung bedeuten könnte.

24. Februar 2025
Goldene Stundephiloro Insights

Plant die US-Regierung eine Gold-Revolution?

Das US-Finanzministerium und die Federal Reserve erwägen offenbar eine radikale Maßnahme: die Monetarisierung der Goldreserven. Doch was bedeutet das genau?

Die Idee ist nicht neu und taucht immer wieder auf, besonders in Krisenzeiten. Es geht im Kern darum, Gold nicht nur als klassische Reserve zu halten, sondern aktiv für die Wirtschaft zu nutzen. Es könnte beispielsweise zur Finanzierung von Staatsausgaben dienen, Schulden absichern oder die Wirtschaft stabilisieren.

US-Finanzminister Scott Bessent will die 8.100 Tonnen US-Goldreserven als Vermögenswerte stärker nutzen. Damit könnte er Liquidität schaffen, ohne neue Schulden aufzunehmen.

Wie könnte die US-Regierung ihr Gold nutzen?

Es gibt verschiedene Wege. Eine Möglichkeit wäre es, den Buchwert des Goldes anzupassen. Das heißt: In den US-Büchern steht es noch mit 42,22 US-Dollar pro Unze bewertet, während der aktuelle Marktpreis bei über 2.900 US-Dollar pro Feinunze liegt.

Eine Neubewertung könnte die Bilanz der US-Regierung und ihren Handlungsspielraum massiv verbessern. Ein weiterer Ansatz wäre, das Gold als Sicherheit für Kredite zu nutzen. So könnte es als „Kollateral“, also Sicherheit für neue Staatsanleihen dienen und Kapital beschaffen, ohne die Geldmenge auszuweiten.

Eine dritte Option wäre, Gold teils als Währungsdeckung zu verwenden. Ein reiner Goldstandard ist sehr unwahrscheinlich. Eine Teildeckung des US-Dollars könnte stärkeres Vertrauen in die Weltleitwährung schaffen. Schon die früheren US-Präsidenten Roosevelt 1933 und Nixon 1971 haben den Goldpreis drastisch verändert. Jetzt könnte es erneut so weit sein.

Warum gerade jetzt?

Aktuell scheinen vier Gründe naheliegend, die die Monetarisierung von Gold attraktiv machen.

  1. Die Trump-Administration ist neu gewählt und will das aktuelle Momentum nutzen. Das heißt vor allem, den aktuellen Status Quo in Frage zu stellen und ihre monetären Möglichkeiten für eine deutlich veränderte Politik zu erweitern.

  2. Die explodierende Staatsverschuldung belastet die USA mit über 36 Billionen Dollar. Dazu kommen 80 Billionen Dollar an ungedeckten Verpflichtungen. Eine Neubewertung des Goldes könnte die Bilanz verbessern, ohne die reale Schuldenlast zu verringern.

  3. Die Skepsis gegenüber den sogenannten Fiat-Währungen wächst. Der Dollar hat seit 1913 rund 97 Prozent seiner Kaufkraft verloren. Gerade in den BRICS-Staaten kommt man zunehmend zur Erkenntnis seine Währungsreserven besser zu verteilen und setzt verstärkt auf goldgedeckte Alternativen.

  4. Inflation und finanzielle Instabilität verschärfen die Lage. Hohe Inflation und steigende Zinsen belasten die Wirtschaft, während Gold als sicherer Hafen eine Stabilitätsrolle übernehmen könnte.

Was könnte passieren, wenn die USA Gold aufwerten?

Die Folgen hängen von der Höhe der Neubewertung ab. Gewissheit gibt es keine. Eine Anhebung auf das aktuelle Marktniveau von 2.900 Dollar pro Unze könnte bis zu 800 Milliarden Dollar freisetzen. Eine stärkere Anpassung auf 5.000 bis 10.000 Dollar würde das Finanzsystem stabilisieren, ohne es zu erschüttern. Eine extreme Neubewertung auf über 50.000 Dollar pro Unze würde das Fiat-Währungssystem stark unter Druck setzen und weltweit für Unruhe sorgen.

Was sind denkbare Folgen?

Eine drastische Neubewertung von Gold könnte Inflation und eine Währungsabwertung auslösen. Fiat-Währungen – nicht nur der US-Dollar - würden an Vertrauen verlieren, Zentralbanken müssten mehr Gold kaufen, was die Preise weiter in die Höhe treiben könnte. Gleichzeitig würden sich geopolitische Machtverhältnisse verschieben.

China und Russland haben große Goldbestände aufgebaut und könnten von der Entwicklung profitieren. Dagegen könnten beispielsweise Großbritannien und Kanada, die ihre Reserven weitgehend verkauft haben, wirtschaftliche Nachteile erleiden.

Eine Golddeckung des Dollars könnte zudem die De-Dollarisierung beschleunigen. Länder könnten versuchen, goldgedeckte Handelssysteme einzuführen und so die Abhängigkeit vom US-Dollar verringern.

Besonders profitieren würden Investoren und Anleger, die physisches Gold oder Silber halten. Denn während Fiat-Währungen an Wert verlören, würde der Goldpreis steigen. Ob das alles im Interesse der USA wäre, bleibt fraglich.

Was könnte schiefgehen?

Die Kontrolle über das US-Gold ist eine offene Frage. Offiziell gehört das Gold dem US-Finanzministerium, doch die Notenbank Federal Reserve bestimmt die Geldpolitik. Eine Monetarisierung bräuchte eine enge Abstimmung zwischen beiden Institutionen, die in der aktuellen Situation nicht garantiert ist. Zu offensichtlich sind die aktuellen Spannungen zwischen Trump und Powell. Auch die Zustimmung des Kongresses könnte nötig sein. Eine gesetzliche Anpassung würde wohl zu weiteren politischen Auseinandersetzungen führen. Ebenso könnten die globalen Marktreaktionen unberechenbar sein. Eine drastische Neubewertung von Gold könnte weltweite Turbulenzen auslösen. Vor allem, wie bereits erwähnt, für Länder mit geringen Goldreserven.

Was bedeutet das für uns Anleger?

Eine mögliche Monetarisierung von Gold oder eine Neubewertung des Goldpreises in den USA könnten die gesamte Investmentlandschaft stark beeinflussen. Anleger sollten sich fragen, ob ihr Portfolio auf ein Szenario vorbereitet ist, in dem Gold plötzlich wieder eine zentralere Rolle im Finanzsystem spielt.

Physisches Gold bleibt eine der sichersten Absicherungen gegen Inflation und Währungsabwertung. Wer bereits Gold besitzt, könnte von steigenden Preisen profitieren, doch auch Silber könnte als Alternative gefragt sein, da es oft – im Verhältnis - mit Gold im Gleichschritt steigt. Wer noch kein Gold besitzt, sollte Rücksetzer im Preis für einen Neueinstieg nutzen. Gerade die Preisdynamik des letzten Jahres zeigt, dass eine Aufwärtsbewegung schnell an Dynamik gewinnt.

Wer breiter diversifizieren will, sollte zudem einen Blick auf Rohstoffe im Allgemeinen werfen, da eine Abwertung von Fiat-Währungen oft auch die Preise anderer Sachwerte antreibt.

Neben Edelmetallen rückt auch der Bitcoin als digitale Alternative zu Gold in den Fokus. Sollte das Vertrauen in Fiat-Währungen sinken, könnten Kryptowährungen allgemein weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings bleibt der Bitcoin volatil und spekulativ. Für konservative Anleger ist Gold nach wie vor der bewährtere Krisenschutz. Wer etwas risikofreudiger ist, kann über eine Beimischung von Bitcoin nachdenken. Gold für die Stabilität. Bitcoin für die Rendite.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Idee der Monetarisierung nicht neu ist, aber aktueller denn je. Eine moderate Neubewertung wäre möglich, eine extreme dagegen mit erheblichen Risiken verbunden.

Wer physisches Gold besitzt, könnte enorm profitieren. Die Frage bleibt: Wird die US-Regierung diesen Weg gehen? Wird der Goldpreis drastisch steigen? Und vor allem: Sind Anleger auf ein solches Szenario vorbereitet? Das sind alles Fragen, auf die wir im nächsten Monat in der „Goldenen Stunde“ schon einige Antworten haben könnten.

Über Meinungen und Rückmeldungen freue ich mich sehr unter: [email protected]

Goldige Grüße und einen erfolgreichen Goldmonat wünscht Ihnen

Tobias Kascha

Der Autor

Tobias Kascha, Geschäftsführer philoro EDELMETALLE in Deutschland

Tobias Kascha hat bis heute über ein Jahrzehnt Erfahrungen in der Edelmetallbranche gesammelt. Dabei übte er unterschiedlichste Fach- und Führungsrollen aus. Nach einer Banklehre und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre übernahm er verantwortungsvolle Positionen im Bankwesen und bei führenden Edelmetallhändlern im deutschsprachigen Raum. Seit August 2023 ist Tobias Kascha in der Geschäftsführung von philoro EDELMETALLE in Deutschland am Stammsitz in Leipzig tätig.

Tobias Kascha, Geschäftsführer von philoro Deutschland, steht in einem eleganten Anzug mit Krawatte vor einem Hintergrund mit dem philoro-Logo. Er ist Autor der Kolumne 'Die goldene Stunde'.
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