Gold ist älter als unser Sonnensystem
Die Geschichte des Goldes reicht mehr als 13 Milliarden Jahre zurück – fast bis zum Ursprung des Universums selbst. Anders als Elemente wie Wasserstoff oder Helium, die beim Urknall entstanden, kann Gold nicht einfach so gebildet werden. Es ist das Ergebnis extremer astrophysikalischer Prozesse, die enorme Energiemengen freisetzen.
Gold entsteht ausschließlich unter extremen Bedingungen – bei Supernova-Explosionen oder der Kollision von Neutronensternen. Diese Ereignisse sind so gewaltig, dass sie Materie buchstäblich neu erschaffen und schwerste Elemente hervorbringen, darunter auch Gold.

Supernovae – Wenn Sterne Gold erschaffen
Eine der bedeutendsten Quellen für Gold sind Supernovae – die spektakulären Explosionen massereicher Sterne.
Das Leben und Sterben eines Sterns
Jeder Stern lebt von der Kernfusion – dem Verschmelzen von Wasserstoff zu Helium, wobei gewaltige Energiemengen freigesetzt werden. In besonders großen Sternen geht dieser Prozess weiter: Helium verschmilzt zu schwereren Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Silizium und Eisen.
Doch Eisen ist eine Grenze: Seine Fusion bringt keine Energie mehr, sondern kostet sie. Wenn ein massereicher Stern zu viel Eisen im Kern ansammelt, kollabiert er unter seinem eigenen Gewicht und explodiert in einer Supernova.
Die Geburtsstunde schwerer Elemente
Bei der Explosion werden Temperaturen von mehreren Milliarden Grad erreicht. In diesem Inferno entstehen extrem schnelle Neutronenströme. Diese Neutronen werden in Atomkerne eingebaut, wodurch sich neue, schwere Elemente bilden – darunter auch Gold.
Diese Goldatome werden mit der Explosionswolke ins Weltall geschleudert und verteilen sich über die Galaxie. Doch selbst Supernovae reichen nicht aus, um die gesamte Menge an Gold zu erklären, die wir heute auf der Erde finden.
Neutronenstern-Kollisionen – Die wahre Goldquelle?
Ein noch selteneres, aber wesentlich effizienteres Ereignis für die Entstehung von Gold ist die Kollision zweier Neutronensterne. Neutronensterne sind die Überreste massereicher Sterne, die nach einer Supernova übrig bleiben. Sie sind unglaublich dicht – ein Teelöffel Neutronenstern-Material würde auf der Erde Milliarden Tonnen wiegen!
Wenn zwei dieser kosmischen Schwergewichte miteinander kollidieren, geschieht etwas Erstaunliches: In Sekundenbruchteilen wird eine unvorstellbare Menge an Energie freigesetzt und riesige Mengen schwerer Elemente – darunter Gold – entstehen.
Erst 2017 konnten Astronomen mit dem Gravitationswellendetektor LIGO eine solche Kollision direkt beobachten. Die Wissenschaftler schätzen, dass dabei allein so viel Gold entstand, wie der gesamten Erdmasse entspricht!


Wie Gold auf die Erde kam
Doch wenn Gold im Weltall entsteht – wie kam es dann auf unseren Planeten?
Die Goldatome, die bei Supernovae und Neutronenstern-Kollisionen gebildet wurden, trieben über Milliarden Jahre hinweg als winzige Staubpartikel durch das Universum. Vor etwa 4,6 Milliarden Jahren begann sich unsere Sonne aus dieser kosmischen Materie zu formen – umgeben von einer rotierenden Scheibe aus Gas und Staub, aus der schließlich auch die Erde entstand. Gold war bereits in dieser Ursuppe enthalten, doch während der Erdentstehung sanken die meisten schweren Elemente in den heißen, flüssigen Erdkern.
Das Gold, das wir heute an der Erdoberfläche finden, gelangte jedoch erst später durch gewaltige Meteoriteneinschläge auf die Erde. Vor etwa 3,9 Milliarden Jahren, in der Phase der sogenannten „späten schweren Bombardierung“, trafen riesige Asteroiden unseren noch jungen Planeten. Diese Einschläge hinterließen nicht nur gewaltige Krater, sondern brachten auch große Mengen an Edelmetallen in die Erdkruste ein. Ohne diese kosmischen Kollisionen wäre Gold heute tief im Erdinneren verborgen und für den Menschen unerreichbar.
Goldadern aus der Tiefe
Doch das in der Erdkruste abgelagerte Gold blieb nicht einfach dort liegen – es wurde durch geologische Prozesse immer wieder bewegt. Im Erdinneren zirkuliert Magma mit Temperaturen von 700 bis 1250 Grad Celsius unter den tektonischen Platten. Durch vulkanische Aktivitäten und Plattenverschiebungen bahnt sich das Magma seinen Weg an die Oberfläche und transportiert dabei auch Gold.
Ein entscheidender Faktor bei der Bildung von Goldadern ist heißer Wasserdampf. In den Tiefen der Erde herrschen extremer Druck und hohe Temperaturen, wodurch wasserhaltige Lösungen entstehen, die durch Risse und Spalten nach oben steigen. Dabei verdampft das Wasser, während die im Dampf gelösten Gold- und Silberatome zurückbleiben und sich in den abkühlenden Gesteinsschichten ablagern. Im Laufe von Millionen Jahren kristallisiert sich dieses Gold aus und bildet zusammen mit anderen Mineralien Adern im Gestein.
Doch auch diese Goldvorkommen blieben nicht für immer verborgen. Durch tektonische Prozesse wurden sie mit der Zeit nach oben geschoben, sodass Gebirge entstanden, in denen Goldadern bis heute eingeschlossen sind.


Vom Berg ins Flussbett: Goldnuggets und Goldseifen
Witterung und Erosion trugen im Laufe der Zeit dazu bei, dass sich das Gold weiterverteilte. Wasser und Wind setzten die Gesteinsschichten der Goldadern über Jahrmillionen hinweg langsam ab und lösten die wertvollen Metalle heraus. Größere Goldstücke, sogenannte Nuggets, wurden dabei von der Strömung fortgetragen, blieben jedoch aufgrund ihres hohen Gewichts in Flussbetten liegen. Kleinere Goldpartikel, die als Goldflitter bekannt sind, wurden weitergespült und lagerten sich in ruhigen Flussabschnitten, wie an der Innenseite von Flussbiegungen, als sogenannte Goldseifen ab. Diese Ablagerungen machten das Gold für den Menschen erstmals zugänglich – lange bevor es überhaupt Bergbau gab.
Kann man Gold künstlich herstellen?
Trotz der Fortschritte der modernen Wissenschaft ist es bis heute nicht gelungen, Gold künstlich herzustellen. Schon in der Antike versuchten Alchemisten, aus gewöhnlichen Metallen Gold zu erschaffen, doch ohne Erfolg. Selbst mit modernsten Methoden der Atomphysik wäre eine künstliche Goldproduktion extrem aufwendig und unwirtschaftlich. Gold bleibt also ein rares Geschenk des Universums – und ein Zeugnis der gewaltigen Kräfte, die das Universum formen.

Fazit: Gold – Ein Geschenk des Universums mit einer langen Geschichte
Gold ist nicht nur ein Symbol für Reichtum und Beständigkeit – es ist ein echtes Wunder der Natur. Seine Entstehung ist an einige der gewaltigsten Ereignisse im Universum gebunden. Jede Goldmünze, jedes Schmuckstück und jeder Barren, den wir heute bewundern, enthält Atome, die vor Milliarden Jahren in einer fernen Sternenexplosion oder einer Neutronenstern-Kollision entstanden sind.
Doch die Reise des Goldes endet hier nicht. Nachdem es durch gewaltige Meteoriteneinschläge auf die Erde gelangte, begann seine faszinierende Geschichte erst richtig: Von den ersten Menschen, die Gold entdeckten, über die prunkvollen Schätze der alten Hochkulturen bis hin zu seiner Rolle als Währung und Wertanlage.
In den kommenden Artikeln unserer Serie „Die Geschichte des Goldes“ tauchen wir ein in die frühen Kulturen, die Gold verehrten; entdecken, wie es den Lauf der Menschheitsgeschichte prägte und beleuchten seinen Weg bis in die moderne Finanzwelt. Bleiben Sie gespannt – die Geschichte des Goldes geht weiter!